Claus Kühnl
* 1957
Epitaph für Kaspar Hauser (1997)
für 1 Organisten, 1 Registranten und 2 ad hoc Spieler
Epitaph... ist
eine Meditation über einen Tag im Leben des Kaspar Hauser
gegen Ende seiner Kerkerzeit.
Konstitutiv für die Komposition sind 5 Basisakkorde, 5 Dauern und
5 klangliche Abstufungen der Registerfarbe (zwischen dem nicht und dem
voll gezogenen Register), den 5 Ereignissen der Kerkerjahre entsprechend:
die Tag-Nacht-Perioden, das Strohlager, Brot und Wasser, die Notdurft,
die 3 Spielsachen.
Die 5 Dauern wurden zu einer Rhythmusreihe aus 13 Anschlägen, analog
den 13 Silben des von Kaspar Hauser ohne erkennbaren Sinn (papageienhaft)
ausgestoßenen Satzes, geformt:
Der im Mittelteil des Stücks 17 mal unvollständig durchlaufende
Rhythmus wird mit 120 verschiedenen Klängen "gefärbt",
die auf ein Harmonies betiteltes Fragment Erik Saties aus seinem
"Carnet d'esquisses et de croquis" (1914), zu deutsch etwa "Buch
der Entwürfe und Skizzen", zurückzuführen sind, die
wiederum auf die erwähnten 5 Basisakkorde (A-E) reduziert werden
können:
Die gesamte Rhythmussequenz des Mittelteils ist in drei Strophen (den
3 Spielsachen Kaspar Hausers zugedacht) zu je 5 Zeilen gegliedert, die
5 mal von kontrastierenden Strukturen unterbrochen werden.
(Claus Kühnl) |